VPB rät: Rohbauten im Winter gut schützen!

BERLIN. Rund die Hälfte aller Neubauten ist heute von Schimmel betroffen. Dies geht aus einer internen Umfrage des Verbands Privater Bauherren (VPB) hervor. Als Hauptursache dafür sieht VPB-Vorstandsmitglied Rüdiger Mattis die zunehmenden Winterbaustellen, die außerdem nicht ordentlich betreut werden.

"Früher wurde im Winter überhaupt nicht gebaut. 1886 etwa war das Bauen im Winter in Leipzig sogar baupolizeilich verboten! Heute ist das unvorstellbar: Bauunternehmer wollen möglichst das ganze Jahr arbeiten, Schlüsselfertiganbieter müssen Zeitpläne erfüllen, Bauherren drängen beim Architekten auf schnellen Einzug, egal, wie das Wetter ist", beobachtet Bausachverständiger Mattis seit Jahren.

Hinzu kommen neue Baustoffe, die das Bauen im Winter erlauben. Aber das wiegt Handwerker wie Bauherren nach VPB-Erfahrung in falscher Sicherheit. "Zwar sind die modernen Baumaterialien bis plus 5 Grad einsatzfähig, aber dieses Limit markiert die Mindesttemperatur", erläutert Rüdiger Mattis. "Wenn es tagsüber fünf Grad warm ist, dann kann es trotzdem nachts frieren. Und dafür sind die meisten Baustoffe nicht geeignet."

Das Hauptproblem auf Winterbaustellen ist die Feuchtigkeit. Eine Baustelle muss trocknen können. Wenn Estrich aufgebracht oder die Innenwände verputzt werden, dann entsteht im Haus viel Feuchtigkeit. Die muss raus. Das geht nur durch konsequentes Heizen und Lüften. Weil aber die meisten Häuser in dieser Bauphase noch gar keine funktionierende Heizung haben, wird elektrisch geheizt. "Und weil das relativ teuer ist, wird oft aufs Heizen verzichtet", beobachtet der Bausachverständige.

"Ein Problem beobachten wir häufig im Winter: Im Erdgeschoss und im ersten Stock wird verputzt und geheizt, während die Luke zum unausgebauten und ungedämmten Dachgeschoss sperrangelweit offen steht. Das ist bauphysikalisch fatal", weiß Bauingenieur Mattis, "denn die Feuchtigkeit aus dem unteren Bereich zieht wie in einem Kamin nach oben und schlägt sich dort an den kühlen Dachsparren nieder." Diese Feuchtigkeit führt fast immer zu Schimmelbefall, der später teuer saniert werden muss. Im schlimmsten Fall müssen Balken sogar ausgetauscht werden. Das Problem ließe sich vermeiden, wenn das Treppenloch zum unausgebauten Dach vor dem Ausbau geschlossen würde. Damit wären kühler und beheizter Bereich baulich getrennt. Die Feuchte aus Putz und Estrich könnte nicht ins Dach ziehen, sondern über die Fenster entlüftet werden.

Der Alptraum jedes Planers ist der offene Rohbau. Gelingt es nicht, vor Einbruch des Winters das Dach aufs Haus zu setzen und die Fenster einzubauen, so müssen Mauerwerk und Haus vor Regen und Frost geschützt werden. "Dazu müssen alle Mauerwerkskronen sorgfältig mit Folie abgeklebt werden", erläutert VPB-Berater Mattis, "sonst dringt Wasser in die Steine ein und sie platzen bei Frost. Das Sichern der eigenen Leistung gehört eigentlich zum ganz normalen Handwerk, wird aber heute oft unterlassen." Das Resultat: Die Steine laufen voll Wasser und müssen im Frühjahr erst wieder mühsam getrocknet werden, denn: "Auf feuchten Mauern hält kein Putz."

Kaum Schaden nehmen Betondecken auf offenen Baustellen im Winter. "Aber alle Öffnungen sollten geschlossen werden", mahnt der Bauingenieur. "Durchbrüche und Treppenausschnitte müssen abgedichtet sein, sonst läuft Wasser ins Haus und bis in den Keller und bildet dort wieder den idealen Nährboden für Schimmel."

"Wenn wir schon im Winter bauen, dann müssten wir es eigentlich wie die Schweizer machen: Sie schützen offene Bauten mit festen Notdächern. Aber das kostet Geld und wird deshalb in Deutschland kaum gemacht. Bauphysikalisch wäre es am besten, ganz auf Winterbaustellen zu verzichten", rät Rüdiger Mattis. "Wenn sich das nicht machen lässt, dann muss der Bau zumindest gut geheizt und richtig belüftet werden. Sonst droht Schimmel."

Weitere Informationen beim Verband Privater Bauherren e.V., Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon: 030 2789010, Fax: 030 27890111, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de.

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