Nachhaltig bauen

"Nachhaltigkeit" ist in aller Munde. Auch Anbieter schlüsselfertiger Häuser werben zunehmend mit dem Attribut "nachhaltig". Aber was genau heißt "nachhaltig", was zeichnet ein "nachhaltiges" Haus im Einzelnen aus? Und wie kommt ein privater Bauherr tatsächlich zu einem "nachhaltigen" Haus?

Der Begriff "Nachhaltigkeit" stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und bezeichnet ein Vorgehen aus der Forstwirtschaft: es dürfen nur so viele Bäume gefällt, wie nachwachsen können. Der Wald wird also nie komplett abgeholzt, sondern kann sich immer wieder regenerieren.

Wer nachhaltig bauen möchte, der muss also auch komplex denken: Er muss Planung, Bau, Betrieb eines Hauses und schließlich auch Abbruch und Recycling der Baustoffe als Ganzes betrachten. Er muss seine heutigen Wohnwünsche erfüllen, ohne die Chancen und Möglichkeiten der nächsten Generationen dadurch zu beeinträchtigen. Nachhaltigkeit im privaten Wohnhausbau lässt sich nicht rechnerisch ermitteln, sondern ist die Summe aus sorgfältiger Planung und kontinuierlicher Baukontrolle.

Nachhaltigkeit beim Hausbau ist erheblich komplexer als in der Forstwirtschaft. Beim nachhaltigen Bauen muss der gesamte Lebenszyklus eines Hauses betrachtet werden, von der Gewinnung der einzelnen Rohmaterialien zur Herstellung der Baustoffe, deren Transport und Verarbeitung vor Ort sowie deren Alterungsprozess und Emissionen während der Nutzung bis hin zur Demontage und Wiederverwertung der Bau- und Rohstoffe.

Wer mit eigenem Architekten individuell plant und baut, der kann selbst viel beeinflussen und hat die Chancen, ein tatsächlich weitgehend nachhaltiges Haus zu realisieren. Wer dagegen schlüsselfertig kauft — und das tun heute neun von zehn Bauherren — der muss oft nehmen, was ihm angeboten wird. Und das ist in der Regel von der Stange und meist eben nicht nachhaltig. Und natürlich wird mit dem Wort "nachhaltig" auch schon wieder viel Werbung gemacht. Viele Schlüsselfertiganbieter werben mit dem Begriff "Nachhaltigkeit", meinen damit aber oft nur den Einsatz von Holz im Innenausbau. Mit nachhaltigem Bauen hat das aber so gut wie nichts zu tun.

Im Gegenteil: Wer nachhaltig bauen möchte, der muss schon vor und während des Herstellungsprozess des Hauses immer genau prüfen, ob sein neues Heim nicht nur während des Baus, sondern auch in den Jahrzehnten des Bestands bis hin zum Abriss die endlichen Ressourcen nachhaltig schont. Wer nachhaltig bauen möchte, der muss zunächst klären, wie er lebt, welche Wohnbedürfnisse er hat und wie diese sich voraussichtlich entwickeln. Die Ansprüche ans eigene Haus ändern sich im Laufe des Lebens. Sind anfangs Stufen und Schwellen kein Hindernis, so werden sie im Alter mitunter zu unüberwindlichen Barrieren. Ähnlich ist es mit der Familiengröße: Die junge Familie mit Kindern braucht mehr Raum als das Rentnerpaar oder der Single. Ein nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit geplantes Haus lässt sich im Laufe des Lebens immer wieder an die aktuellen Bedürfnisse anpassen - und zwar zu überschaubaren Kosten. Dank flexibler Grundrisse bleibt es für die Besitzer lebenslang bewohnbar - und nachhaltig.

Bedenkenswert im Sinne der Nachhaltigkeit ist auch der Wohnort. Liegt er draußen im Grünen, hat die Familie lange Wege zur Arbeit, zum Sportverein und in die Musikschule. Das kostet nicht nur Zeit, sondern belastet die CO2-Bilanz, denn wer weit draußen wohnt, der braucht in der Regel auch mindestens ein Auto, mitunter sogar zwei. Dafür kann, wer am Stadtrand neu baut, von vorne herein optimal planen und bauen, am besten ein Plus-Energiehaus. Das kostet zwar zunächst noch mehr, rechnet sich aber in der Regel gegenüber dem Altbau im Stadtzentrum. Dafür sind die Wege in der Stadt kürzer, die Infrastruktur ist besser ausgebaut. Car-Sharing und der öffentliche Nahverkehr bieten gute Alternativen zum eigenen Fahrzeug. Bauherren und Käufer müssen individuell abwägen, was Ihnen – auf Dauer! - wichtig ist.

Nachhaltiges Bauen steckt noch in den Kinderschuhen. Erst seit wenigen Jahren beschäftigen sich Fachleute intensiv mit Ökobilanzen und Lebenszykluskosten, den Grundlagen der Nachhaltigkeit. Wer nachhaltig bauen möchte, der braucht vor allem gute Beratung. Er muss vorausschauend planen und auch durch laufende Baukontrollen die Qualität sichern.

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit erfahren Sie im VPB-Leitfaden "Nachhaltig bauen – für die Zukunft planen".