Innendämmung: Innendämmung sollten nur Experten einbauen

BERLIN. Innendämmungen sind komplexe Bauarbeiten und eine Aufgabe für hoch qualifizierte Handwerker, so der Verband Privater Bauherren (VPB). Experten unterscheiden zwei Arten von Innendämmung: die kapillaraktive Innendämmung und die Innendämmung mit Dampfbremse. Beide Systeme lösen ein schwieriges bauphysikalisches Problem: Wo Menschen wohnen, atmen, duschen, kochen, da produzieren sie feuchte Luft. Diese schlägt sich stets an der kältesten Stelle im Raum nieder und kondensiert dort. Ältere Menschen kennen den Effekt noch von den früher üblichen, einfach verglasten Fenstern, an denen morgens innen das Tauwasser herunterlief. Wird das Kondenswasser abgewischt oder durch Lüften aus dem Raum vertrieben, ist es harmlos, schlägt es sich aber an einer verborgenen oder unzugänglichen Stelle nieder, verursacht es dort Feuchte- und schließlich Schimmelschäden.

Dieses Problem haben wir auch bei der Innendämmung. Durch die Innendämmung wird die äußere Wand nicht mehr aufgeheizt und bleibt insgesamt kühler als früher. Das ist gewollt. Dringt jetzt aber Feuchtigkeit in die Innendämmung ein und trifft dort auf die alte, jetzt kühlere Außenwand, so kondensiert sie an dieser Stelle, durchfeuchtet die Konstruktion und begünstigt den Schimmel. Kapillaraktive Dämmungen verhindern dies, denn sie saugen, ähnlich einem Löschblatt, die Feuchtigkeit auf und leiten sie über ihre Kapillare zurück in den Raum. Die Wand bleibt trocken.

Gleiches gilt für die Innendämmung mit Dampfbremse: Die Dampfbremse verhindert das Eindringen der Feuchtigkeit von innen durch die Dämmung bis zur Außenwand. Das ist wünschenswert. Allerdings verhindert die Dampfbremse auch das Austrocknen der gegebenenfalls durch Schlagregen durchfeuchteten Außenwand zur Raumseite hin. Gerade bei Fachwerkhäusern ist das problematisch. Hier müssen unter Umständen spezielle Dampfbremsen verwendet werden.

Innendämmungen sind Baukastensysteme, die aufeinander abgestimmt sind, gibt der VPB zu bedenken: Vom Klebemörtel über die Dämmplatte bis zur Putzschicht passen alle Komponenten zusammen und können nicht verändert werden. So müssen beispielsweise die Dämmplatten vollflächig verklebt werden und keinesfalls nur punktuell. Unebene Wände dürfen mit der Innendämmung nicht etwa ausgeglichen werden, sondern müssen vorher neu und glatt verputzt werden, um den ebenen Untergrund zu garantieren. Das ist wichtig, weil andernfalls Hohlräume entstehen, in denen sich Feuchtigkeit sammelt, die dann wieder zu Schimmel und Feuchteschäden in der Wand führt.

Dabei müssen die Handwerker auf Details achten, wie etwa die Fensterleibung, die Anschlüsse an Decken, Böden und Innenwänden. Am Boden beispielsweise muss die Innendämmung bis auf die Rohbaudecke hinuntergeführt werden. Bodenbeläge und Estrich werden aufgestemmt, die Innendämmung kommt auf den nackten Beton. Gleiches gilt für oben: Holzbalkendecken müssen besonders sorgfältig vorbereitet werden, damit dort keine Feuchtigkeit eindringen und im Holz bis an den kühlen Balkenkopf wandern kann. Deshalb werden sogar Längsrisse im Holz penibel verspachtelt. Unterbleibt die Vorbereitung, holen sich die Bauherren möglicherweise Fäulnis und holzzerstörende Pilze ins Gebälk.

In die Dämmung einbezogen werden müssen auch jene Innenwände, die an Außenwände anschließen, erinnert der VPB. Bei der sogenannten Flankendämmung schlagen die Handwerker entweder den Putz der Innenwand bis etwa 30 Zentimeter in den Raum hinein ab und ersetzen ihn durch Dämmputz, oder sie setzen eine keilförmige Wärmedämmung von der Außenwand her auf die Innenwand, die mit circa 30 Millimetern Stärke beginnt und etwa 30 Zentimeter weiter, im Rauminnern, auf null ausläuft. Auch bei Stahlbetondecken gilt das gleiche Verfahren. Ziel ist immer, die Oberflächentemperaturen in diesen Bereichen anzuheben, damit keine kalten Stellen entstehen, an denen Raumfeuchte kondensieren kann. Problematisch sind laut VPB auch Steckdosen und Leitungen in der Außenwand. Bauherren sollten unbedingt winddichte Steckdosen ordern. Normale Dosen lassen nämlich Feuchtigkeit ins Mauerwerk. Und genau das muss verhindert werden.

Innendämmungen eignen sich für denkmalgeschützte Fassaden. In jedem Fall sollten sich Bauherren gut beraten lassen, ob die Innendämmung wirklich die ideale Methode ist, um in ihrem Haus Energie zu sparen. Nicht ganz unproblematisch ist die Innendämmung beispielsweise bei Fachwerkhäusern. Denn natürlich darf nicht nur von innen kein Wasser zwischen Dämmschicht und Wand gelangen, sondern auch von außen nicht. Erfahrungsgemäß sind aber die Fugen zwischen Fachwerkbalken und Putzfeldern nie dicht. Putz und Holz dehnen sich unterschiedlich aus, die Fugen reißen auf und Regen kann eindringen - mit den bekannten Folgen. Aber auch hier wissen VPB-Experten Rat: Beim Fachwerkhaus darf die Innendämmung einfach nicht so dick werden. Dann kann immer noch Wärme von innen ins Mauerwerk eindringen und die von außen eingedrungene Feuchtigkeit abtrocknen. Auch dafür gibt es Vorschriften.

So viel technischer Aufwand schlägt sich natürlich auch im Preis nieder. Innendämmung ist teure Handarbeit. Weil die Systeme Verständnis und Erfahrung voraussetzen, geben sie viele Firmen auch nur an geschulte Handwerksbetriebe ab. Bauherren sollten sich deshalb immer Fortbildungsbescheinigungen vorlegen und Referenzen nennen lassen, empfiehlt der VPB und rät auch, die Innendämmung nur mit baubegleitender Qualitätskontrolle anbringen zu lassen.

Weitere Informationen beim Verband Privater Bauherren e.V., Bundesbüro, Chausseestraße 8, 10115 Berlin, Telefon: 030 2789010, Fax: 030 27890111, E-Mail: info@vpb.de, Internet: www.vpb.de.