40 Jahre VPB

Begrüßungsrede von VPB-Präsident Thomas Penningh

Sehr geehrter Herr Hebestreit, herzlichen Dank für diese freundlichen Begrüßungsworte und für die Gastfreundschaft in Ihrem schönen Hause!

Sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Hendricks, sehr geehrter Herr Staatsekretär Kelber, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, meine Damen und Herren - liebe Gäste, ich freue mich sehr, Sie alle hier begrüßen zu können!

Seit 40 Jahren gibt es den Verband Privater Bauherren – damit sind wir der älteste Verband, der Privatleute in einer der schwierigsten und anspruchsvollsten Phase ihres Lebens unterstützt, wenn sie nämlich eine Immobilie kaufen oder bauen.

Die meisten tun diesen Schritt nur einmal im Leben, haben also keine Vorerfahrungen. Und die meisten tätigen auch nie wieder im Leben privat eine so hohe Investition, verschulden sich über einen so langen Zeitraum und binden sich damit in ihrem Ausgabeverhalten über Jahrzehnte. Sie bilden damit aber auch einen wichtigen Bestandteil ihrer Altersvorsorge und stehen in der Ruhestandsphase finanziell deutlich solider aufgestellt da als Mieterhaushalte – all das muß ich Ihnen als Fachpublikum heute nicht erläutern. Wahr ist auch: Private Bauherren stellen als Selbstnutzer oder Vermieter über 80% aller Wohnungen in Deutschland – ohne die Privaten Bauherren ist also der Wohnungsmarkt in Deutschland nicht denkbar.

Meine Damen und Herren, ich möchte ein wenig die vergangenen 40 Jahre Revue passieren lassen – wie haben sich die Rahmenbedingungen seit der Gründung des VPB 1976 in Hamburg entwickelt?

Die späten 70er Jahre markieren das allmähliche Ende der wachstumsgläubigen Jahre der Nachkriegszeit. Ölpreisschock und mahnende Worte des Club of Rome mögen hier als Stichworte genügen. Ende der 80er Jahre kam dann die Wiedervereinigung und auch der VPB konnte mit versierten Sachverständigen schon bald auch den Bauherren in den neuen Bundesländern mit Rat und Tat zur Seite stehen. 2002 rückte mit dem Inkrafttreten der ersten Energieeinsparverordnung ein Thema weiter ins Blickfeld, das uns bis heute intensiv beschäftigt und zu dem gerade die Privaten Bauherren immer wieder ganz enorme finanzielle Anstrengungen unternehmen sollen. Die Finanzkrise 2009 zeigte aber auch, dass eine solide finanzierte Immobilie der beste Schutz vor Marktturbulenzen ist.

Im Laufe der Jahre verschlechterten sich jedoch die Rahmenbedingungen für private Bauherren immer weiter – Sie wissen es alle selbst, dennoch war auch ich von einer nur stichwortartigen Aufzählung der Belastungen für private Bauherren erschlagen und will sie auch Ihnen nicht ganz vorenthalten:

Zunächst die Abschaffung aller früher wirksamen Förderinstrumente: § 7b, § 10e, und Eigenheimzulage
dann die gesetzlichen Verschärfungen, die ich gar nicht alle aufzählen kann – exemplarisch deshalb
das Schuldrechtsmodernisierungsgesetz
das Forderungssicherungsgesetz,
die laufenden Verschärfungen der EnEV
das EEWärmeG
die Erhöhungen der Grundsteuerhebesätze weit über den Inflationsausgleich hinaus um bis zu 20 % zu 2016
und nicht zuletzt die vielfachen Erhöhungen der Grunderwerbsteuer, seit diese in der Gesetzgebungskompetenz der Länder liegt auf bis zu 6,5 % - ein Ende ist hier nicht in Sicht.

Meine Damen und Herren, diese Liste könnte ich endlos fortsetzen, Sie wissen es so gut wie ich, ich will es deshalb jetzt dabei bewenden lassen. Heute, im Jahr 2016, beherrschen neben weltpolitischen Unwägbarkeiten die Stichworte Rentenkrise und Wohnungsnot das Geschehen. Drei Aspekte, die für die Bevölkerung den Wunsch nach Sicherheit und Wohneigentum wichtiger denn je erscheinen lassen – diesen Wunsch zeigen auch alle relevanten Umfragen immer wieder:

Wer also ausschließlich das Wohnen zur Miete unterstützt, der handelt damit gegen die Wünsche der großen Mehrheit der Bevölkerung. Mehr dazu wird uns Herr Günther nachher noch berichten. Zu vielen wichtigen Themen, die den Bereich des privaten Wohneigentums prägen, werden wir von kompetenten Rednern gleich etwas hören.

Meine Damen und Herren,
zum Geburtstag darf man sich etwas wünschen – meine letzten drei Punkte sind deshalb dringende Wünsche der privaten Bauherren:

Erstens – Vielfach ist die Rede davon, dass private Bauherren diejenigen seien, die in sogenannten „Wildschweingebieten“ die gebaute Umwelt mit baukulturell minderwertiger Substanz verschandelten. Dieser Gedanke ist mancherorts sicher nicht von der Hand zu weisen, die Frage ist jedoch, was die tatsächliche Ursache ist.

Man stelle sich ein Orchester vor, das lediglich mit Topfdeckeln ausgerüstet ist. Wird man diese Musiker mit Vorwürfen überziehen, weil sie kein Violinkonzert aufführen können? Wohl kaum! – Private Bauherren sehen sich immer mehr Kommunen gegenüber, die sämtliche steuernde Instrumente der Bauleitplanung in die Hand der ausführenden Firmen übertragen. Wenn wir die Wünsche der Menschen nach Wohneigentum ernst nehmen und unsere Umwelt für alle annehmbar gestalten wollen, müssen wir hier ansetzen. Qualifizierte und verantwortungsbewußte Fachleute müssen wieder für die Bebauungspläne und auch die eigentliche Entwurfsplanung verantwortlich sein: Die Bauherren selbst können mangels Wahlmöglichkeit oft nur das kaufen, was angeboten wird.
Zweitens – Wohneigentum wird in den letzten Jahren gegen die Wünsche der Bevölkerung politisch völlig zugunsten des Mietwohnungsbaus vernachlässigt. Dabei ist selbstgenutztes Wohneigentum nicht nur die solideste Altersvorsorge, sondern darüber hinaus auch der effektivste Schutz vor Gentrifizierung.

Wer nicht "entmietet" werden kann, dessen Viertel wird sich auch nicht plötzlich komplett verändern. Für uns sind vor allem die Schwellenhaushalte die Verlierer einer verfehlten Politik des Wohnungsbaus: Mit der Mietpreisbremse werden wohlhabende Mieter entlastet. Schwellenhaushalte aber, die eigentlich den Sprung in die eigenen vier Wände wagen wollen, können zumeist wegen nicht ausreichenden Eigenkapitals nicht am Immobilienmarkt fündig werden.

Insgesamt muss privates Wohneigentum endlich wieder gefördert - oder doch wenigstens endlich nicht weiter wie bisher massiv behindert werden. Eine Förderung, die die Eigenkapitalbasis stärkt, wäre dabei aus unserer Sicht eine sinnvolle Förderung. Und schließlich: Wir brauchen endlich wieder ein eigenes Bauministerium!

Im Moment – Sie wissen es mindestens so gut wie ich – krankt die Verbesserung der Wohnungsnot auch daran, dass mindestens 3 Ministerien sich abstimmen müssen, oft sogar noch mehr:

Zuvorderst natürlich das Umwelt, Bau- und Reaktorsicherheitsministerium – hier freue ich mich, dass Sie, sehr geehrte Frau Ministerin Hendricks, sich tatsächlich auch als Bauministerin verstehen und nachher noch zu uns sprechen. Dennoch haben Sie bereits in Ihrem eigenen Haus eine Vielzahl weiterer Aspekte mitzudenken.

Meine Damen und Herren, Sie wissen es selbst – dazu kommt dann
das Energiesparen im Wirtschaftsministerium,
der Städtebau im Verkehrsministerium,
das Bau- und Mietrecht im Justizministerium (hier freue ich mich auf den Parlamentarischen Staatssekretär Kelber),
vom Bauherrn zu verantwortende Baustellensicherheit im Arbeitsministerium (Abteilungsleiterin Loskamp wird gleich zu uns sprechen)
das Forschungsministerium, wenn es um die Erprobung neuer Technikern und Materialien geht
und natürlich immer wieder das Finanzministerium, das die vielen positiven Staatseinnahmen, die gerade das private Bauen bringt, nur dann gelten läßt, wenn sie auch in der laufenden Legislaturperiode schon spürbar im Staatssäckel werden.

Wie sehr die Umstände durch die fehlende Bündelung erschwert werden, sehen wir alle an der unabgestimmten Verlagerung der Einsparungsziele im Klimaschutz: Während die Wirtschaft einen starken Vertreter hat, der erfolgreich alle Belastungen abwälzen kann, soll der Bau nun die gesamte Bürde tragen. So ist bezahlbares Bauen und Wohnen zu verlässlichen Bedingungen nicht machbar!

Sie sehen – eine Bündelung wäre dringend wieder geboten! Ich freue mich deshalb, Ihnen schon heute anzukündigen, dass wir auch im künftig das Thema intensiv weiterverfolgen und aufbereiten werden:

Bereits Anfang des neuen Jahres mit dem ersten Wohneigentumstag, den wir gemeinsam mit dem IVD ins Leben rufen und zu dem wir Sie alle rechtzeitig einladen werden.

Jetzt freue mich jedoch zunächst auf ein spannendes Programm rund um das Thema Wohneigentum, bevor wir dann anschließend 40 Jahre VPB mit Ihnen gemeinsam feiern wollen!

Dabei möchte ich Frau Merzyn und ihrem gesamten Team für die inhaltliche Vorbereitung dieses Tages besonders danken.

Und nun - nochmals herzlich willkommen!